Arteriosklerose Behandlung
Arteriosklerose: Teamarbeit für Ihre Blutgefäße
Ein Gastbeitrag von Priv.-Doz. Dr. med. Peter Landwehr
(Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie am Diakonie-Krankenhaus Henriettenstiftung in Hannover)
Arteriosklerose Behandlung: Wie kann ich die "Arterienverkalkung" vermeiden?
Herz- und Kreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Schlaganfall, Herzinfarkt und Durchblutungsstörungen der Beine werden meist durch die sogenannte Arteriosklerose ausgelöst, im Volksmund auch ‚Arterienverkalkung‘ genannt. Auslöser für diese Erkrankung sind vor allem das Rauchen, unbehandelter hoher Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen, schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes) und Übergewicht. Vorsorge durch Vermeidung dieser Risiken ist natürlich der beste Schutz, aber häufig ist die Arterienverkalkung schon fortgeschritten, wenn die Patienten damit erstmals zum Arzt gehen.
Arteriosklerose, was ist das eigentlich?
Es kommt zu Ablagerungen in der Wand unserer Schlagadern (auch Arterien genannt). Diese Adern transportieren rund um die Uhr Sauerstoff und Nährstoffe in unsere Organe (also z.B. Herz, Gehirn und Nieren) sowie in andere Gewebe wie Muskulatur und Haut. Die Ablagerungen entwickeln sich zu immer dickeren ‚Polstern‘ in der Arterienwand, es entstehen Verkalkungen, aber auch Entzündungen und Blutpropfen. Tückisch: In den ersten Jahren merkt man nichts von diesen Ablagerungen, solange noch genügend Blut durch die Adern fließt. Irgendwann aber werden die Arterien so eng, dass nicht mehr genügend Blut hindurchfließen kann. Ist die Ader verengt, sprechen die Ärzte von einer Stenose. Eine vollständige Verstopfung wird als Arterienverschluss bezeichnet. Durch Stenosen oder Verschlüsse kommt es zu einem Sauerstoffmangel in Organen oder Geweben. Besonders dramatisch ist dieser Sauerstoffmangel, wenn er plötzlich eintritt, z.B. wenn mit dem fließenden Blut Ablagerungen in ein Organ fortgespült werden (Embolie). Die Folge: Das betroffene Organ kann nicht mehr normal arbeiten. Es entsteht im leichtesten Fall eine Funktionsstörung, im schlimmsten Fall kommt es zu einer Zerstörung von Organ- oder Gewebeteilen.
Durchblutungsstörung: Und dann?
Die Folgen können dramatisch sein. Ist das Gehirn betroffen, weil die Arteriosklerose in den Hals- oder Hirnschlagadern besonders ausgeprägt ist, entsteht ein Schlaganfall mit Lähmungen, Sprachstörungen oder Bewusstseinsverlust bis zum Tod. Überlebt man den Schlaganfall, ist der Patient oft dauerhaft behindert. Trifft die Durchblutungsstörung das Herz, weil die Herzkranzgefäße verkalkt sind, entsteht im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt, der Teile des Herzmuskels zerstört, eine lebensbedrohliche Situation. Nach einem überlebten Herzinfarkt ist das Herz eventuell viel schwächer als vorher, der Patient ist kaum noch belastbar. Hat sich die Arteriosklerose an den Beinschlagadern besonders stark entwickelt, kann der Patient im günstigsten Fall keine weiten Strecken mehr gehen oder keine Treppe mehr steigen, er muss wegen Schmerzen im Bein oft stehenbleiben (sogenannte Schaufensterkrankheit). Ist die Durchblutungsstörung noch stärker, entstehen offene Stellen am Bein, oder es stirbt Muskulatur ab. Dieses sogenannte ‚Raucherbein‘ gibt es übrigens auch bei Nichtrauchern, allerdings seltener. Bekommt man die Durchblutungsstörungen nicht in den Griff, muss ein Teil des Beins oder manchmal sogar das gesamte Bein abgenommen (amputiert) werden.
Und was ist ein Aneurysma?
Bei manchen Patienten führt die Arteriosklerose nicht zu einer Gefäßverengung, sondern zum Gegenteil, nämlich zu einer massiven Gefäßaussackung. Dieses sogenannte Aneurysma kann an verschiedenen Stellen im Körper entstehen. Ist die große Hauptschlagader (Aorta) in Bauch oder Brustkorb betroffen, besteht die Gefahr des Platzens des Aneurysmas. Die Gefahr ist umso größer, je weiter die Aorta geworden ist. Ein Aneurysma merkt man meist so lange nicht, bis es platzt, und dann ist der Patient oft nicht mehr zu retten. Früherkennung ist hier also ganz besonders angesagt.
Warum Teamarbeit bei Gefäßkrankheiten?
Patienten mit Arteriosklerose sind meist schwer krank, ohne das erst einmal so genau zu wissen. Diese Gefäßkrankheit betrifft nämlich meist den ganzen Körper, und oft kommt z.B. der Schlaganfall oder Herzinfarkt wenige Monate oder Jahre nach den ersten Schmerzen im Bein. Diese Patienten brauchen daher oft ein ganzes Spezialistenteam, damit Ursachen und Auswirkungen der Erkrankung behandelt werden. Kein Arzt kann heute alle Aspekte dieser Erkrankungen alleine therapieren. Muss der Hausarzt oder niedergelassene Internist Gefäßspezialisten hinzuziehen, geht der Patient am besten in ein Gefäßzentrum. In einem Gefäßzentren arbeiten Angiologen (auf Gefäße spezialisierte Internisten), Gefäßchirurgen, Radiologen (machen Bilder der erkrankten Gefäße und behandeln mit Spezial-Kathetern) und Neurologen eng zusammen. Die Spezialisten suchen gemeinsam den besten Weg für jeden einzelnen Patienten, um die Ursachen der Durchblutungsstörung genau zu finden. Das gezielte Gespräch mit dem Patienten und die körperliche Untersuchung werden ergänzt durch Ultraschalluntersuchungen, Gefäß-MRT, Gefäß-CT oder Katheter-Angiographie, um genau zu erkennen, wo die Problemstellen liegen. Danach kann in einem Team, das sich täglich trifft, ein Behandlungskonzept entwickelt werden. Dieses besteht oft aus mehreren Maßnahmen. Durch Aufdehnen mit Ballons, die ohne Schnitt über dünne Sonden (Katheter) in den Körper eingeführt werden, können viele Verengungen und Verstopfungen von Arterien beseitigt werden. Oft wird gleichzeitig über den Katheter auch noch eine innere Gefäßstütze (Stent) eingebracht, damit die Ader möglichst optimal geöffnet wird. Reicht dies nicht, muss die betroffene Ader operativ ausgeschält oder eine Gefäßumleitung (Bypass) angelegt werden. Aneurysmen werden durch spezielle Gefäßprothesen ausgeschaltet, dies kann man entweder mit einer klassischen Operation oder heute auch oft über einen kleinen Schnitt in der Leiste über minimal-invasive Spezialsonden erreichen. Wichtig sind immer die begleitende medikamentöse Behandlung, die Therapie von Riskofaktoren und die Beratung für eine möglichst gesunde Lebensweise.
Ist Arteriosklerose heilbar?
Nein, die Arteriosklerose ist eine chronische Erkrankung. Gefäßpatienten sind Dauerpatienten, die Erkrankung heilt in der Regel nicht aus. Ziel muss es sein, Folgen der Erkrankung zu vermeiden bzw. bestmöglich zu behandeln und ein Fortschreiten zu verhindern. Patienten mit Arteriosklerose brauchen daher ein langfristiges Konzept, das von Gefäßspezialisten im Gefäßzentrum entworfen und dann z.B. vom Hausarzt weitergeführt und kontrolliert wird.
Warum bin ich in einem Gefäßzentrum am besten aufgehoben?
Die Teamarbeit für die Gefäßpatienten ist in einem zertifizierten Gefäßzentrum professionell organisiert, der Patient profitiert am besten von der Zusammenarbeit aller Fachrichtungen. Es gelten gemeinsam erarbeitete Behandlungsstandards und Leitlinien. Achten Sie daher darauf, dass ein Gefäßzentrum ein gemeinsames Zertifizierungs-Siegel mindestens von zwei, besser von allen drei Gefäß-Fachgesellschaften (Gefäßchirurgie, Radiologie und Angiologie) bekommen hat. Durch regelmäßige Überprüfung ist sichergestellt, dass sich diese Zentren in besonderer Weise um gefäßkranke Patienten kümmern. Ist an das Gefäßzentrum auch noch eine zertifizierte Schlaganfall-Einheit angeschlossen, ist eine Rundum-Versorgung von Gefäßpatienten sichergestellt.
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