Gebärmutterschleimhautkrebs Behandlung

Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik in Tübingen

Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom): ein interdisziplinär bestmöglich auf die Patientin abgestimmtes Behandlungkonzept ist entscheidend

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. med. Diethelm Wallwiener
(Ärztlicher Direktor der Universitätsfrauenklinik in Tübingen)

Gebärmutterschleimhautkrebs: Fakten und Besonderheiten der Erkrankung

Der Gebärmutterschleimhautkrebs ist häufig eine Erkrankung der etwas älteren Patientin und macht sich nicht selten durch auffällige Blutungen, in Form von Unregelmäßigkeiten oder - noch häufiger- Eintritt einer erneuten Blutung, nachdem die üblichen Regelblutungen bereits über ein Jahr nicht mehr eingetreten sind, bemerkbar.
Wichtig ist dann die Durchführung einer Ausschabung, aber immer auch gleichzeitig eine Spiegelung der Gebärmutterhöhle. Im Vorfeld sollte natürlich eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutterschleimhaut durchgeführt werden.
In Deutschland erkranken pro Jahr ca. 11.500 Patientinnen am Endometriumkarzinom. Zum Vergleich: es erkranken ca. 70.000 Frauen jährlich neu an Brustkrebs. Die Altershäufigkeit ist nach dem 60. Lebensjahr, die Durchschnittspatientin ist bei Diagnosestellung ca. 69 Jahre alt.
Eine Sondergruppe stellen junge Patientinnen dar, bei denen sich wegen eines länger anhaltenden hormonellen Ungleichgewichtes die Schleimhaut in der Gebärmutter zwar hoch aufbaut aber kein Eisprung erfolgt. Häufig kommt diese Veränderung auch bei Patientinnen mit einem unbehandelten polyzistischen Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom) vor. Risikofaktoren stellen ein relatives Übergewicht, ein Hypertonus oder auch ein Diabetes mellitus dar.

Gebärmutterschleimhautkrebs Behandlung: Welche Faktoren haben neben dem Stadium des Tumors einen Einfluss auf die Prognose?

Wesentlich ist die Diagnosestellung und die frühzeitige Entscheidung, Blutungsstörungen bzw. eine nach abgeschlossener Wechseljahre-Situation nochmals eintretende Blutung abzuklären. Wesentlich ist dabei auch, dass nicht nur eine Ausschabung, sondern auch eine Spiegelung der Gebärmutterhöhle vorgenommen wird, wenn es sich nicht um ein sehr fortgeschrittenes Tumorstadium bereits handelt. Nach Diagnosestellung sollte in der Regel die operative Therapie mit der Patientin besprochen werden, entsprechend des vorliegenden Tumorstadiums.
In großen Zentren, die auch zertifiziert sind für gynäkologische Onkologie, wird in den Anfangsstadien neben einer klassischen OP über Bauchschnitt (in der Regel Längsschnitt) ein sogenanntes endoskopisches Verfahren, d. h. im Rahmen der Knopflochchirurgie eine Entfernung der Organe über eine Bauchspiegelung angeboten. Ein wesentlicher Faktor ist die Vernetzung mit einer Strahlentherapie, da nicht selten nach regelrecht durchgeführter Operation sich eine Strahlentherapie anschließt. Wie bereits beim Mammakarzinom mittlerweile routinemäßig eingesetzt, besteht für den Gebärmutterschleimhautkrebs in gleicher Weise die Möglichkeit, eine „Wächter- (Sentinel-Node)“-Region zu definieren und diese gezielt nach intraoperativer Lokalisation zu entfernen. Diese Methode ermöglicht eine adäquate Erfassung des Krankheitsstadiums unter Verzicht auf eine ausgedehnte Ausräumung der Lymphknoten und führt dadurch zu einer wesentlichen Reduktion der peri- und postoperativen Morbiditätsrate.
Entscheidend in der Behandlung des Gebärmutterschleimhautkrebses ist die Kooperation mit dem Strahlentherapeuten und dem Nuklearmediziner des Zentrums oder zumindest über bestehende Kooperationen mit einem entsprechenden Kooperationspartner. Dies sollte der Patientin spontan angeboten werden, wenn nicht sollte die Patientin gezielt danach fragen.

Gebärmutterschleimhautkrebs Behandlung: Welche Bedeutung haben Ausstattung der Klinik bzw. interne/externe Vernetzung?

Handelt es sich um ein zertifiziertes Zentrum für gynäkologische Onkologie kann im weitesten davon ausgegangen werden, dass die erforderliche Ausstattung apparativer Art vorliegt. Die Qualität einer Klinik, auch wenn sie nicht über das maximale Versorgungskonzept verfügt, besteht darin, die Patientin darauf hinzuweisen und über Kooperationspartner (in der Regel eine Klinik bzw. ein zertifiziertes Zentrum nicht selten auch universitärer Art) den Patientinnen die entsprechende Information oder auch ein Behandlungskonzept zu vermitteln. Da es sich häufig um ältere Patientinnen handelt ist es wichtig, auch die entsprechenden Begleiterkrankungen zu berücksichtigen und auch diesen Patientinnen die maximale Sicherheit, auch bei adäquater operativer Versorgung zu ermöglichen.

Woran kann ein Patient eine gute Klinik erkennen um dort ein optimales Behandlungsergebnis zu erhalten?

Auch hier ist wiederum auf die Vernetzung mit überregionalen Strukturen und Kooperationspartnern hinzuweisen bzw. diese zu erfragen. Wichtig ist auch für die Patientin nach einem operativen Eingriff eine adäquate Nachbehandlung anzubieten, im Sinne der Qualitätssicherung und Leitlinien, aber auch unter Berücksichtigung individueller Begleiterkrankungen und Einschränkungen. Nicht selten wird unter Berücksichtigung des Tumortyps eine Chemotherapie empfohlen. Die Indikation hierzu sollte kritisch überprüft werden. Das Angebot überregionaler Tumorboards sollte auch hier den Patientinnen im Sinne einer Zweitmeinung angeboten werden, wenn nicht von vornherein die behandelnden Ärzte dies in Anspruch nehmen.

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